Hier finden Sie persönliche Eindrücke und Nachrichten unseres Kandidaten Lukas Winkler, der sich für ein Praktikum in Tansania entschieden hat.
So wurde ich häufiger begrüßt als ich letzter Woche noch einmal in meiner Studienstadt Eichstätt vorbeischaute. Bereits Ende Juli verabschiedete ich mich von den meisten Studienfreunden, da
damals noch nicht genau geplant war wann mein Flug in Richtung Süden startet. Dementsprechend waren einige Leute überrascht mich noch einmal zu sehen, aber die meisten waren ganz froh und gaben
mir wertvolle Tipps zum Überleben in Afrika („Lass dich nicht von Moskitos stechen“ :D)
Nächste Woche werde ich also endlich für das Auslandspraktikum meines Geographie-Studiums nach Tansania fliegen. Dort werde ich bei einer Entwicklungsorganisation im landwirtschaftlichen Bereich
bei Projekten zur Verbesserung der Ernährung mitarbeiten. Bis April nächsten Jahres hoffe ich viel zu lernen und mich einbringen zu können in diesem - auch für die Zukunft - total spannenden
Bereich.
Nach den ganzen Vorbereitungen in Deutschland und nach unzähligen Besuchen bei Amt, Arzt und Apotheke bin ich auch einfach froh, dass es jetzt los geht.
Ein neues Land, neue Menschen, eine neue Kultur und ganz neue Aufgaben. Quasi ein Katapult aus der Komfortzone und dem theoretischen Studium rein ins echte Leben. Ich kann das noch gar nicht
richtig begreifen, dass ich nächste Woche um die Zeit quasi am anderen Ende der Welt sitze. Apropos anderes Ende: Den deutschen Winter – so schön wie er auch sein kann – lasse ich ausfallen und
darf stattdessen ins sonnige Tansania gehen, herrlich :D
Total dankbar bin ich all den Menschen, die mir diese Erfahrung nun ermöglichen: meinen Eltern und Verwandten, die mich tatkräftig unterstützen und natürlich Chancement und vision2inspire :)
Weitere Updates folgen hier, sobald es neues gibt
Bis dahin,
Lukas
Hallo Welt!
Ich möchte euch ein wenig berichten über meine Zeit in Tanzania. Bereits vor einigen Wochen war Halbzeit, und die Tage rasen hier wirklich unfassbar schnell vorbei.
So viel zu sehen und zu lernen, so viele Eindrücke von einer Welt die ganz anders ist von dem was ich Gewohnt bin. Jetzt, da ich mich ein bisschen eingelebt habe ist es an der Zeit zu
reflektieren und euch an die Orte in meinem Leben hier zu führen.
Viel Gutes liegt hinter mir, mit wunderbaren Menschen die ich kennenlernen durfte, und die meinen Horizont wirklich erweitert haben.
Bewahre mich, Gott, denn bei dir finde ich Zuflucht! Ich sage zum Herrn: »Du bist mein Herr. Nur bei dir finde ich mein ganzes Glück!«
(Psalm 16,1+2)
Aber auch Zeiten in welchen es schwer ist prägen mich - vor allem da ich hier häufig krank bin (meistens kleine Sachen mit dem Magen - der hat sich wohl immer noch nicht an die neue Umgebung gewöhnt). Ich bin total dankbar bei alldem nie alleine zu sein und immer zu wissen das Gott an meiner Seite ist und mich behütet auf meinen Wegen hier. (siehe Psalm 16, 1+2!)
Ja den Großteil meines Tages verbringe ich natürlich bei meiner Organisation. ECHO ist eine aus den USA stammende Nicht-Regierungs-Organisation, welche sich zum Ziel gesetzt hat den Welthunger zu bekämpfen und Kleinbauern zu unterstützen. Dabei setzten wir auf konservierende Landwirtschaft, nährstoffreiche Gemüsesorten und alternative Technologien. Konkret machen wir hier u.a. folgende Dinge:
Ich pflanze Bäume, schreibe Berichte und versuche mit Kleinbauern zu kommunizieren (so gut es geht mit meinen
bescheidenen Swahili Fähigkeiten)
Schaut mal welch Fund ich im Supermarkt gemacht habe - original Bio Fruchtsaft aus Deutschland! Das ist tatsächlich etwas absurd, aber hier im großen Supermarkt in Arusha könnte man teilweise
denken das man in Deutschland ist. Es gibt einfach alles zu kaufen - umso stärker ist der Kontrast zum nahen Obstmarkt, wo die Händler umherziehen mit Handkarren voller Kokosnüsse und man ohne zu
handeln nicht weit kommt.
Man merkt der Stadt einfach ihre Nähe zu den großen Nationalparks (Ngorongoro und Serengeti) an, und sieht überdurchschnittlich viele weiße Touristen. Wer weiß ist, der löst automatisch viele
Vorstellungen bei den Tanzaniern aus. Du musst reich sein, ein Auto haben und gut englisch können.
Deutscher Saft in afrikanischen Supermärkten
Es erinnert mich manchmal an uns wenn wir von den "Afrikanern" reden, die wir alle in eine Schublade packen, obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Kulturen kommen und ganz verschiedene Sprachen
haben.
Es gibt sogar einen Überbegriff für alle Weißen "Mzungu", was vor allem kleine Kinder rufen wenn man durch die Straße läuft. Manche wollen dann Geld für Süßigkeiten, andere sind aber auch echt
witzig drauf und wollen mich berühren oder einfach nur Hallo sagen. Anfangs war es etwas befremdlich ständig angestarrt zu werden und allgemein einfach immer aufzufallen, aber je länger ich hier
bin desto mehr gewöhne ich mich an die Situation. Wenn mich jemand fragt sag ich einfach: "Ich bin
auch nicht anders als du, ich hab halt etwas hellere Haut"
Typisch tanzanisch: Ugali mit Bohnen und Gemüse
Untergebracht bin ich bei einer tansanischen Gastfamilie, die sich seit meiner Ankunft sehr gut um mich kümmert. Miri, meine "Dada" (=Schwester auf Swahili) kocht wirklich hervorragendes afrikanisches Essen.
Es gibt hauptsächlich Reis, Nudeln und Kochbananen - jeweils mit einer Soße aus Erbsen oder Bohnen (Ja die Menschen essen hier seehr viele Bohnen) und grünem Blattgemüse (ähnlich wie Spinat). Manchmal gibt es auch das berühmt berüchtigte "Ugali" - ein fester Brei, hergestellt aus Maismehl welchen man mit den Händen isst. Auch wenn mich alle davor gewarnt haben - ich esse es eigentlich ganz gerne, auch wenn ich natürlich manchmal die guten schwäbischen Spätzle vermisse.
Auch ansonsten fühle ich mich in meinem neuen "Zuhause" sehr wohl, und bin sehr dankbar dafür das die Menschen hier teilweise Englisch sprechen. Dadurch sind auch mal tiefere Konversationen
möglich, auf Swahili beschränkt es sich hauptsächlich auf "Hallo - Wie geht´s - Schönen Tag noch".
Man hat mir hier außerdem ein kleines Stück Land überlassen um meine eigenen Gartenerfahrungen zu machen. Nun sprießen in meinem Beet neben Zwiebeln und Lauch verschiedene einheimische
Kohlsorten, deren Samen wir
auch bei ECHO an Kleinbauern weitergeben.
Außerdem hat es mich gestört das meine Familie einfach ihren Biomüll in das Feld gekippt hat, und so habe ich hier kurzerhand einen Kompost zur Düngergewinnung errichtet. Ich hoffe natürlich dass
das was wird, und ich mein hier neu gewonnenes Wissen auch an meine Familie weitergeben kann, damit diese langfristig profitieren. Deutscher Saft in afrikanischen Supermärkten.
Ansonsten bringt das Leben hier noch solche Vorteile mit sich wie die ca. 26° Durchschnittstemperatur und die wunderbaren Sonnenuntergänge. Allerdings regnet es in letzter Zeit sehr häufig- obwohl wir eigentlich in der Trockenzeit sind. Manche sehen die Ursache im Klimawandel, früher war es wohl viel einfacher zu planen, und Bauern konnten quasi auf den Tag genau vorausbestimmen wann es Zeit ist zu pflanzen, zu ernten usw.
Unser ECHO-Team
In zwei Wochen kommt dann ein Freund aus Deutschland und wir haben vor das Land zu bereisen und zu sehen - bis jetzt habe von Tansania hauptsächlich meine "Heimatstadt" Arusha gesehen - ich bin gespannt was das Land noch zu bieten hat.
Allgemein muss ich es immer wieder betonen das ich wirklich total dankbar bin für die Chance hier sein zu dürfen.
Vielen Lieben Dank an "ChanceMent" und "vision2inspire" die mir das hier ermöglicht haben, und an alle Freunde und Verwandte für ihre Unterstützung.
Ja jetzt sind es noch knapp 2 Monate dann geht es schon wieder zurück nach Deutschland. Ich habe das Gefühl das auch diese Zeit extrem schnell vorbeigehen wird, und möchte deshalb versuchen sie so gut wie möglich zu nutzen.
Macht's gut und bis bald
Euer Lukas